Victor Wooten ist einer der besten Musiker der Welt, der aber der breiten Masse praktisch unbekannt geblieben ist. Vielleicht spielt er dafür das falsche Instrument.
Ich hatte im letzten Jahr zweimal das Vergnügen, Ihn live spielen zu sehen und war dann jedes mal im ersten Moment eigentlich nur erstaunt, zu sehen, was am Bass möglich ist.
Beim Konzert im Juli 13 im Bayerischen Hof in München traf ich zufällig den Leiter der Bassschule München, Host Polland, und er meinte: „Der Victor Wooten kann so spielen, weil er keinerlei technische und mentale Distanz zum Instrument hat“.
Ich find das ist eine super Erklärung und gleichzeitig der Weg, den man wohl beschreiten muss, um besser zu werden: "Die Distanz zum Instrument verringern".
Näher mit Victor Wooten befasst habe ich mich als bassspielender Buchhändler, als ich sein Buch, Music Lesson in die Hand bekommen habe.
Hierin beschreibt er, in eine Geschichte um den Lehrer Michael eingebettet, seinen Werdegang vom „keiner mag mit mir spielen Musiker“ zum gefragten und weltweit geschätzten Bassisten.
Das Buch ist zur Zeit leider in der deutschen Ausgabe vergriffen, aber als englische Ausgabe erhältlich.
Victor-L-Wooten/The-Music-Lesson
Ein kleines inhaltliches Exzerpt in Stichpunktform kann man etwas weiter unten nachlesen. In einer der letzten Bands, Corner Mocks, haben wir das als Gedächtnisstütze für die Bandarbeit verwendet.
Ich bin seit Jahren Teilnehmer beim Bandworkshop von Rock Im Schloss und habe da von einer Dozentin, der Sandrina Sedona erfahren, dass Victor Wooten auch Bass Camps anbietet.
In Wooten Wood bei Nashville findet das ganze statt wo er versucht Musik, Natur und Spiritualität zu verbinden. Das ist möglicherweise ein guter Weg, die Distanzen zum Instrument zu verringern.
Ich freue mich jedenfalls darauf, da mal dabei zu sein.
Das gibt einen schönen Bericht!
Deep Vibrations !!
Die 10 Elemente der Musik nach Victor Wooten
In der Regel lernt man im Unterricht nur Noten. Zu den Noten gehört aber die Harmonielehre, die Melodie, die Reharmonisierung, die Tonleiter, die Tonart, die Akkorde, die Vorzeichen sowie Dur-Moll und die Paralleltonarten dazu.
Wichtig dabei: Jede Note hat ihr eigenes Leben!
Die Note ist nicht so wichtig wie der Groove. Musik muss sich richtig anfühlen, das versteht das Publikum, Fehler werden dabei meistens überhört. Den gleichen Fehler öfters gespielt- und das Publikum glaubt, es gehört sich so.
Deshalb ist es wichtig, ständig zu spielen, zu experimentieren, zu jammen, am besten mit Profis. Da die aber nicht immer zur Verfügung stehen greift man am besten auf CD´s zurück und hört sich diese genau an und spielt parallel mit.
Außer den Noten gibt es aber noch 9 weitere Elemente, die größtenteils im Unterricht nicht vermittelt werden.
Artikulation und Tondauer
Oft ist Tonhöhe entscheidend, C-Cis nebeneinander klingt schlecht, eine Oktave auseinander dagegen super.
Noten können kurz, mittellang oder lang gespielt werden (minimal vorgezogen, liegenlassen, treiben…).
Die Atmung soll sich auf die Noten einstimmen.
Technik
Oft ist sie die Wurzel des Problems. Schlechte Technik verhindert, dass man sich frei ausdrücken kann. Man hört zwar, was man spielen kann, aber man kann es durch schlechte Technik nicht nach außen bringen.
Sie sollte aber, genauso wie beim Sprechen oder Erlernen einer Sprache durch Sprechen, in unserem Fall durch Spielen erlernt werden. Wichtig ist, sich selbst zu sagen: Ich kann das! Dann lernt man es auch. Wenn man überzeugt ist, dass man das schon kann, halbiert sich die Übungszeit. Oft kommt die Technik beim Lernen des Stückes von selbst. Wichtiger ist der Groove und das Wesentliche, Details kommen mit der Zeit. Durch stupides Üben von Tonleitern etc. (wie in der Musikschule) kommt man nicht weiter. Wichtiger: alle mögliche Stilarten, auch das was einem nicht gefällt, anhören, analysieren, mitspielen und seinen Horizont erweitern.
Die Technik sollte so gut entwickelt ein, dass man nicht darüber nachdenken muss.
Löst man sich von der Technik und konzentriert sich auf die Musik, so entwickelt sich die Technik meist von selbst. Sich auf die Technik zu konzentrieren ist falsch.
Die KONZENTRATION braucht man zum Lernen der Technik, die NICHTKONZENTRATION um die Technik anzuwenden. Üben mit Ablenkung!!!
z.B. beim Fernsehen!!!
Wenn ich wirklich gut spiele denke ich nicht nach - bin ich im FLOW. Musik durchströmt mich. Bei Fehlern ist der Fluss durchbrochen, Teufelskreis: Mache ich Fehler aus Frust- bin ich frustriert, mache ich mehr Fehler.
A.v.m.: stimmt, 20 Jahre Tanzmusik waren nicht umsonst.
Gefühl-Emotion
Wie fühlst du dich, wie fühlt sich das Publikum, das kann positiven oder negativen Einfluss haben.
Gefühle übertragen sich auch auf das Publikum.
Beispiel Blues: oft schlechte Musiker, schlechte Instrumente aber SOUL ohne Ende. Emotionen sind mächtig und immer da- aber sie müssen kontrolliert werden. Positive Emotionen bewirken ungeahnte Erfolge.
Dynamik = Laut und Leise
Jeder Auftritt ist wichtig und ist die Vorbereitung für den Nächsten.
Alles führt immer zum jetzt. Vor dem Auftritt konzentrieren, Warmspielen bringt nichts.
Im Lied:
Eine LICHTUNG im Stück für den Solisten schaffen, erst auf das Solo hinspielen, sich dann aber im Solo zurücknehmen , Laut- Leise, den Text, die Musik leben.
Rhythmus und Tempo
Rhythmus ist verlangsamte Harmonie! A= 440 Hz = 440 mal je sek. = Takt = Timing
Tempo und Temperament sind nahe verwandt
Wichtig! LÄCHELN nimmt Tempo raus !!
An das Schlagzeug denken, wenn man spielt. Beim Auftritt zu gleichen Teilen an sich und an die Band denken. Beim Solo auf den Rhythmus konzentrieren, nicht auf das was man spielt.
Rhythmus üben mit Rhythmuscomputer. Takt ist Sache des Geistes, nicht des Körpers, bei jeder Gelegenheit schulen.
Beim Üben mit Takt z.B. Staubsauger laufen lassen, wieder ausschalten, dann sollte man im Timing sein.
A.v.m. übe oft mit Radio, drehe Lautstärke zurück und schlage Takt weiter. Wenn ich wieder laut mache sollte timing übereinstimmen.
Klang
Ein gutes Instrument ist die Voraussetzung.
Klang beeinflusst Stimmung, variieren!
Schönheit kann man durch Klang ausdrücken- ist aber individuell.
Sollte eigentlich selbstverständlich sein- dazu gehört aber auch ein ästhetisches Empfinden für Klang warm-weich hart, scharf- dem Lied anpassen
Phrasierung
Das ist schon was für die Besseren unter uns.
Alles kann phrasiert werden: Tonhöhe, Tempo, Dynamik..
Am besten mit einfachen Phrasen anfangen, Phrasen zusammenfassen
z.B. anfangs hinter dem beat hängen, dann Steigerung….
Pausen
Gaaaanz wichtig!
Pausen haben den selben Stellenwert wie Noten. Noten kommen erst durch Pausen zur Geltung, sonst hudelt man. Pausen wirken lauter und tiefer als Noten
Die Laute Stille berührt den Menschen im Innersten.
Wenn alle Geräusche verstummen richtet sich die Aufmerksamkeit auf den Ort der Stille- man stürzt sich nach der Pause auf das erste Geräusch, das man hört.
Zuhören
Musik sind Schwingungen, man hört nicht nur mit den Ohren.
Entspannen, zuhören, den Rhythmus aufnehmen.
Blinde und Taube können auch Musik hören.
Es sollte kribbeln.
Mit seinem Geräusch die anderen unterstützen und ihnen gleichzeitig Raum lassen.
Wirklich zuhören und mit den anderen Musikern kommunizieren. Die Fähigkeit des Zuhörens fehlt den meisten Musikern.
Man stellt fest, dass man selbst viel besser spielt, wenn man den anderen mehr zuhört als sich selbst. Hört man anderen zu kann man besser auf sie eingehen und ihnen auch helfen. Die meisten Menschen können das nicht verstehen.
Vorbild Natur: Obwohl im Dschungel tausend Tiere Geräusche produzieren , kann man alle einzeln raushören und insgesamt klingt es nicht chaotisch, sondern wie ein großes Konzert.
Exzerpt Klaus Schmid 6.09.09